Ein (ernüchterndes) Update zum Bestand

Was bleibt vom ursprünglichen Ansatz, ein altes Parkhaus zu erhalten und neue Nutzungen in die bestehende Struktur einzubauen? Weniger als gedacht: Die oberirdischen Bauteile sind in deutlich schlechterem Zustand als erwartet, kaum Sichtbares kann erhalten bleiben.

Doch immer noch gilt: Auf den Ruinen der autogerechten Stadt wird ein Modell für flächensparendes Wohnen entwickelt. Auch die CO2-Bilanz kann sich immer noch sehen lassen.

Denn das Jahr 2023 war geprägt vom intensiven Ringen um den Bestandserhalt. Vertiefte Gutachten brachten Stück für Stück den wirklichen Zustand der Bausubstanz zu Tage. Die größten Schäden verursachen „Chloride“ im Beton – parkende Autos haben Winter für Winter Streusalz hineingefahren. Die heutzutage übliche Beschichtung von Betonoberflächen wurde in unserem Parkhaus nicht durchgeführt. Das Salz lässt den Stahl im Beton rosten, mit der Folge, dass die Tragfähigkeit stetig abnimmt.

Trotz dieser schockierenden Infos war schnell klar: Das Projekt geht weiter und der Grundsatz, aus dem Bestand heraus Neues zu entwickeln, bleibt! Bodenplatte, Fundamente und einige Kellerwände bleiben erhalten. Das klingt nach wenig und wird im fertigen Haus nicht mehr zu sehen sein. Aber es prägt den neuen Bau in jeder Hinsicht: Durch das Splitlevel der Parkebenen ergeben sich auch zukünftig versetze Höhen des Vorder- und Hinterhauses und das Raster der Fundamente gibt die Struktur der Grundrisse vor. In Summe können, Stand heute, durch den Erhalt von Fundamenten und Bodenplatte rund 2.000 Kubikmeter Beton „gerettet“ werden. Das spart – wie das EU-Forschungsprojekt CIRCuIT aufzeigt – immer noch 42% der CO2-Emissionen, die ein konventioneller Neubau verursachen würde. Sichtbar wird das auf dem oben abgebildeten Modell: Es macht deutlich, dass ein großer Teil der wertvollen Substanz in der Erde schlummert.

Aktuell arbeiten wir an einem Abbruchkonzept für die Obergeschosse und einem Sanierungskonzept für den Keller. Wie viel Beton muss tatsächlich abgetragen und ausgetauscht werden? Können wir mit Recycling-Beton arbeiten? Welche zusätzlichen Kosten entstehen? Wir halten Euch auf dem Laufenden.

Unser erstes Fazit lautet: Die Herausforderungen, die bei der Transformation bestehender Gebäude auf uns zukommen, sind riesig. Und: Bausubstanz muss gepflegt werden! Von einer echten Kreislaufwirtschaft im Bauen sind wir als Gesellschaft noch weit entfernt. Doch zu guter Letzt lernen wir auch: Das Ringen um jedem Kubikmeter Beton und jede Tonne graue Energie ist ökologisch lohnend.

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